Joseph Ratzinger im Heiligen Land oder
wie die christliche Mission aufgegeben wird

■ Als am historischen Pfingstfest der Heilige Geist auf die versammelten Apostel herabkam, sorgte dieses Ereignis für großes Aufsehen unter den in Jerusalem anwesenden “Juden aus allen Völkern unter dem Himmel”. Denn jeder hörte die Apostel “in seiner eigenen Sprache reden und “die Großtaten Gottes verkünden”. Petrus ergriff das Wort und erklärte unter Verweis auf das Wort aus dem Propheten Joel, dass mit dieser Herabkunft des Heiligen Geistes ein ganz besonderer “Tag des Herrn, der große und erhabene Tag”, anbrach (vgl. Apg 2,1-21).
Und dann hieß es aus dem Mund Petri entscheidend: “Israeliten, vernehmt meine Worte! Jesus von Nazareth wurde von Gott bei euch beglaubigt durch Machterweise, Wunder und Zeichen, die Gott durch Ihn, wie ihr selber wisst, in eurer Mitte gewirkt hat. Den habt ihr nach Gottes festgesetztem Ratschluss und Vorherwissen ausgeliefert und durch die Hände der Gottlosen ans Kreuz geschlagen und getötet. Aber Gott hat die Wehen des Todes gelöst und Ihn auferweckt. Denn unmöglich konnte Er von diesem festgehalten werden.” (Apg 2,22-24).
Unter Verweis auf eine konkrete Stelle in den Psalmen führte dann Petrus, der erste Papst der Kirchengeschichte, zutreffend aus, dass der alttestamentarische König David diese Worte “vorausschauend von der Auferstehung des Messias sagte”! Es folgt ein weiteres Psalmenzitat Davids aus dem Mund Petri, um einen Hoheitstitel Jesu zu untermauern. Abschließend resümiert dann Petrus: “So erkenne denn das ganze Haus Israel mit Sicherheit: Eben den Jesus, den ihr gekreuzigt habt, hat Gott zum Herrn und Messias gemacht” (Apg 2,36)!
“Als sie das hörten, ging es ihnen durchs Herz. Sie sagten zu Petrus und den anderen Aposteln: ‘Brüder, was sollen wir tun?’ Petrus erwiderte ihnen: ‘Bekehrt euch, und ein jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden; so werdet ihr den Heiligen Geist als Gabe empfangen. Denn euch und euren Kindern gilt die Verheißung, aber auch allen Fernstehenden, soviel ihrer der Herr unser Gott berufen wird.’ Noch mit vielen anderen Worten beschwor und ermahnte er sie: ‘Rettet euch aus diesem verderbten Geschlecht!’ Die nun sein Wort annahmen, wurden getauft. An jenem Tag kamen gegen dreitausend Seelen hinzu.” (Apg 2,37-41)
Somit scheute sich Petrus nicht, seine Zuhörer, die eben Juden und somit (wenigstens noch) nicht Christen waren, freimütig auf Jesus Christus und Seine “Machterweise, Wunder und Zeichen” hinzuweisen, durch welche Er, Jesus, ja “von Gott beglaubigt” worden ist. Petrus ruft ihnen ohne falsche Scheu in Erinnerung, dass Jesus von ihnen an Pilatus ausgeliefert worden ist, um dann von den Römischen Soldaten “ans Kreuz geschlagen und getötet” zu werden. Ergänzt wird dies durch eine zwar kurze aber sehr feierliche Beschreibung der glorreiche Auferstehung Christi von den Toten.
Zugleich ruft Petrus mit seinen Zitaten aus dem Alten Testament diese Schriften als solche als einen äußerst wertvollen Zeugen für Christus, den auferstandenen Messias, auf und macht somit den betreffenden Zuhörern, die doch wohl alle Juden waren, klar, dass das Alte Testament letztendlich im Hinblick auf Jesus Christus hin verfasst worden ist bzw. erst in Ihm seine gottgewollte Erfüllung findet! Man bedenke die Feierlichkeit des darauffolgenden Bekenntnisses: “das ganze Haus Israel” möge erkennen, dass ausgerechnet der gekreuzigte Jesus der im Alten Testament verheißene “Herr und Messias” ist!
Mit diesen Worten entsprach der Apostelfürst nur dem Missionsauftrag, welcher an ihn und die anderen Apostel von Jesus selbst (an dessen Himmelfahrtstag) ergangen ist: “Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden. So geht denn hin und macht alle Völker zu Jüngern, indem ihr sie tauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und sie alles halten lehrt, was Ich euch geboten habe” (Mt 28,20)! So gab ihnen auch Petrus unumwunden zur Antwort auf die Frage, was sie denn nun tun sollen, sie sollen sich “bekehren” und in der christlichen Taufe die Vergebung ihrer Sünden erlangen. Also kann nach Petrus nur dann von einer wahren und echten Bekehrung zu Gott die Rede sein, wenn man sich zu Jesus Christus bekehrt! Ebenfalls erlangt man nur im Glauben an Jesus bzw. in der christlichen Taufe die wahre “Vergebung eurer Sünden” - der alttestamentarische Judentum kann diese Vergebung vor Gott und durch Gott nicht bewirken!
Man bedenke in diesem Zusammenhang noch die folgenden ernsten Worte der Apostelgeschichte: “Noch mit vielen anderen Worten beschwor und ermahnte er sie: ‘Rettet euch aus diesem verderbten Geschlecht!’” Daraus folgt wohl, dass diese Leistung der “Rettung” vom Alten Testament nicht erbracht werden konnte!
■ Und nun folgt ein so genanntes Kontrastprogramm, welches uns Joseph Ratzinger während seines kürzlich stattgefundenen Besuchs im Heiligen Land (8.-15. Mai 2009) leider geliefert hat. Es sei vermerkt, dass es uns hier nicht um seine Äußerungen zu irgendwelchen politischen Themen geht, mögen diese bisweilen noch so wichtig sein, sondern ausschließlich um seine an die Adresse von Juden und Moslems gerichteten Stellungnahmen zu religiös-theologischen Fragen, welche in diesem Artikel oben am Beispiel Petri thematisiert worden sind.
1) Bereits auf dem Flug von Rom nach Amman gab Benedikt XVI. ein Interview, in welchem er bereits seine Grundposition zu jenen Fragen erkennen ließ. So schien es ihm im Hinblick auf die Christen und Juden “wichtig, dass wir wirklich dieselbe Wurzel haben, dieselben Bücher des Alten Testaments, die - sowohl für die Juden als auch für uns - Buch der Offenbarung sind. Aber natürlich darf man sich nach 2000 Jahren unterschiedlicher, ja sogar getrennter Geschichte nicht darüber wundern, dass es Missverständnisse gibt, weil sich sehr unterschiedliche Traditionen der Interpretation, der Ausdrucksweise, der Gedankenwelt gebildet haben, sozusagen ein sehr andersartiger ‘semantischer Kosmos’, so dass dieselben Worte auf beiden Seiten Verschiedenes bedeuten”. Dadurch seien dann halt “offensichtlich Missverständnisse” entstanden.
(Alle Zitate Ratzingers in diesem Artikel aus: www.vatican.va)
Somit verharmlost Joseph Ratzinger die Tatsache des Verwerfens Jesu durch die Juden auf eine himmelschreiende Art und Weise bzw. gibt ihnen in ihrer historischen Ablehnung Jesu als “Herr und Messias” praktisch recht, indem er dies lediglich auf sprachliche bzw. kulturelle “Missverständnisse” zurückführt, auf den anderen “semantischen Kosmos” halt. Und da er diese “Missverständnisse” generell vorliegen sieht - er sagt bezeichnenderweise nicht etwa, dass die Juden diesen “Missverständnissen” zum Opfer gefallen seien - besitze nach ihm die christlichen Deutung der Texte des Alten Testaments wohl nicht den geringsten Vorzug vor der durch die Juden. Somit wird das Judentum theologisch bzw. offenbarungsmäßig auf dieselbe Stufe gestellt wie das Christentum! Der hl. Petrus verhielt sich in dieser Frage ganz anders!
Im Hinblick auf das Christentum, Judentum und den Islam hat dann Ratzinger nur auf die angeblich “gemeinsame Botschaft” verwiesen. “Trotz der unterschiedlichen Ursprünge haben wir gemeinsame Wurzeln.” Wir hätten “von den Ursprüngen her und auch im Glauben an den einen Gott sehr viel gemeinsam”. Daher solle halt der “Dialog” zwischen diesen drei Religionen gepflegt werden.
Also wird hier von Ratzinger sowohl das Judentum auch der Islam auf eine solche Weise aufgewertet, dass deren Anhänger durch nichts zum Nachdenken bewogen werden, sondern sich einzig und allein äußerst geschmeichelt fühlen können! Und wieder kein einziges Wort über Jesus Christus, über Sein stellvertretendes Leiden und Sterben oder auch über dessen Ablehnung (als göttlicher Erlöser) im Judentum und Islam! Zu den tatsächlich vorliegenden fundamentalen Unterschiedenen zwischen den betreffenden drei Religionen wird nur auf deren “unterschiedliche Ursprünge” kurz hingewiesen. Dies kommt klar einem Verrat am Missionsauftrag Christi gleich!
2) Auf derselben Linie dann die Ansprache Ratzingers bei der Begrüßungszeremonie auf dem Flughafen in Amman: “Mein Besuch in Jordanien gibt mir gute Gelegenheit, von meinem tiefen Respekt gegenüber der muslimischen Gemeinschaft zu sprechen”. Dieser Besuch möge “uns helfen, in der Liebe zum allmächtigen und barmherzigen Gott und in brüderlicher Liebe füreinander zu wachsen”! Und wieder kein einziges Wort über Jesus Christus und die Bedeutung Seines heilbringenden Wirkens.
Also führt der Islam als solcher nach diesen Worten Ratzingers zur “Liebe” des “allmächtigen und barmherzigen” Gottes und macht die Christen und Moslems zu Brüdern im Glauben - ohne Jesus, ohne den Glauben an Ihn als den göttlichen Erlöser, ohne die Taufe!?! Nun, Petrus (und Jesus) haben da eine entschieden andere Sprache geführt!
3) Während der Begegnung mit muslimischen Religionsführern, dem diplomatischen Korps und den Rektoren der Universitäten Jordaniens führte Ratzinger zu unserem Thema aus: “Stätten des Kultes, wie diese prachtvolle ... Al-Hussein-Bin-Talal-Moschee, erheben sich wie Juwele über den ganzen Erdkreis. Die alten wie die modernen Stätten, die herrlichen wie die einfachen, sie alle verweisen auf das Göttliche, auf den Einen Transzendenten, auf den Allmächtigen. Und Jahrhunderte hindurch haben diese Heiligtümer Menschen zu ihren heiligen Orten angezogen, damit sie dort verweilen, beten, sich der Gegenwart des Allmächtigen bewusst werden und erkennen, dass wir alle seine Geschöpfe sind”. Also sind nicht nur christliche Kirchen und Kathedralen - insbesondere wenn sie das allerheiligste Sakrament des Altares beherbergen! - sondern neuerdings auch islamische Moscheen generell und ohne Wenn und Aber “Heiligtümer”, “heilige Orte”, welchen der eine wahre Gott innewohnt!?! Und wo bleibt da Jesus Christus, der heilsnotwendige Glaube an Ihn, die Allerheiligste Dreifaltigkeit, die Taufe? Petrus hat da jedenfalls anders gehandelt!
4) Ja, könnte jetzt der Einwand kommen, aber während der Begrüßungszeremonie auf dem Flughafen in Tel Aviv habe doch Benedikt XVI. Jesus Christus ausdrücklich erwähnt. Ja, das stimmt. Aber Ratzinger sprach hier lediglich vom gegenwärtigen Staat Israel als dem “Land, das Christen als Schauplatz des Lebens, des Todes und der Auferstehung Jesu Christi besonders verehren”. Und nicht die geringste Andeutung darauf, dass sich daraus auch für alle Nichtchristen entsprechende Konsequenzen ergeben - weder irgendein kleinster Hinweis auf die Notwendigkeit des Glaubens an Jesus Christus noch ein wenigstens dezenter Aufruf zur Taufe im Namen des Dreifaltigen Gottes zur Erlangung des ewigen Heils!
Im Gegenteil, zum Schluss dieser Ansprache sprach Ratzinger im Hinblick auf das heutige Israel: “Möge Gott sein Volk stärken! Möge Gott sein Volk mit Frieden segnen!” Wenn das heutige Jesus Christus in seiner überwiegenden Mehrheit ablehnende Volk Israel nach wie vor das Volk Gottes sei, dann bedarf es doch weder des christlichen Glaubens noch der Taufe zu seinem Heil und geistigen Wohlergehen. Petrus hat sich da jedenfalls ganz anders verhalten!
5) Beim Höflichkeitsbesuch beim israelischen Staatspräsidenten sprach Ratzinger dann vom Frieden. Zunächst führte er zutreffend aus: “Friede ist vor allem ein göttliches Geschenk. Denn Friede ist Gottes Verheißung an die Menschheit und führt zur Einheit”. Dem fügte er dann zwei Zitate aus dem Buch des Propheten Jeremias zu. Und weiter heißt es: “So möchte ich den an diesem Nachmittag hier anwesenden religiösen Führern sagen, dass der besondere Beitrag der Religionen zur Suche nach Frieden in erster Linie in der leidenschaftlichen und einmütigen Suche nach Gott liegt. Unsere Aufgabe ist es, zu verkünden und zu bezeugen, dass der Allmächtige gegenwärtig und erkennbar ist, ... dass er in unserer Welt zu unserem Guten wirkt und dass die Zukunft einer Gesellschaft unter dem Zeichen der Hoffnung steht, wenn diese Gesellschaft in Einklang mit dem göttlichen Gebot lebt. Tatsächlich hat die Einheit unter den Menschen ihren Urgrund in der vollkommenen Einzigkeit und Universalität Gottes, der Mann und Frau als sein Abbild und ihm ähnlich erschaffen hat, um uns in sein göttliches Leben hineinzuziehen, damit alle eins seien.”
Ratzinger bezeichnet den Frieden als “vor allem ein göttliches Geschenk”. Dabei unterlässt er es sträflich, darauf hinzuweisen, dass der wahre Friede der Menschen mit Gott und der Friede der Menschen untereinander letztendlich nur von unserem Heiland Jesus Christus kommen kann, der durch Seine Erlösungstat am Kreuz die Sünde vernichtet hat: “Frieden hinterlasse Ich euch, Meinen Frieden gebe Ich euch. Nicht wie die Welt ihn gibt, gebe Ich ihn euch” (Joh 14,27)! Ratzinger erhebt ja den Anspruch, Nachfolger des hl. Petrus zu sein, er wendet sich an die “anwesenden religiösen Führer” ...und verschweigt dabei komplett einen jeglichen Hinweis auf Christus, der doch die Quelle des Friedens schlechthin ist: “Durch den Glauben gerechtfertigt, haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus” (Röm 5,1)!
Statt dessen spricht er nur allgemein von “Gott”, von dem “Allmächtigen”, damit halt die “anwesenden religiösen Führer” nicht den geringsten Anstoß an seiner Rede nehmen und sich somit wenigstens indirekt in ihrer nichtchristlichen Religion bestätigt fühlen können.
Stopp, könnte jetzt der Einwand kommen, noch in demselben Absatz beziehe sich doch Benedikt XVI. auf das Evangelium, indem er auf das Gebet Jesu Bezugnimmt: “damit alle eins seien”. Nun, Jesus bittet in diesem hohepriesterlichen Gebet ausdrücklich für Seine Apostel und die Jünger: “Aber nicht nur für sie bitte Ich, sondern auch für jene, die auf ihr Wort hin an Mich glauben werden: Lass sie alle eins sein. Wie Du, Vater, in Mir bist und Ich in Dir bin, so lass auch sie in uns eins sein, damit die Welt es glaube, dass Du Mich gesandt hast.” (Joh 17,20f) Somit pervertiert Ratzinger nach allen Regeln der (unheiligen) Kunst wissentlich die Worte Jesu und setzt sie absichtlich gegen ihren eigentlichen Sinn ein, um seine unchristliche modernistische Theorie von der Verbrüderung aller Religionen “bestätigt” zu sehen.
Man bedenke: Petrus erhielt von Jesus den Auftrag, auf der einen Seite Christus zu predigen und auf der anderen Seite seine Brüder im Glauben an Ihn, Christus, zu stärken (vgl. Lk 22,32). Ratzinger dagegen unterlässt in der Gegenwart von Juden und Moslems nicht nur ein jegliches Wort von der Notwendigkeit des Glaubens an Christus, sondern bestärkt diese darüber hinaus sogar noch in ihrer religiösen Haltung, welche ja fundamental auch die Ablehnung Jesu Christi als wahrer Gott und Quelle des Friedens beinhaltet! Nun ja, ein wahrer katholischer Papst kann so jedenfalls nicht handeln!
6) Beim Besuch der Gedenkstätte “Yad Vashem” spricht dann Ratzinger zwar von der “Verpflichtung” der katholischen Kirche “zur Lehre Jesu” und von ihrer “Absicht, seine Liebe zu allen Menschen nachzuahmen”. Da er aber dies an dieser Stelle nur im Zusammenhang mit dem “tiefen Mitgefühl für die Opfer, derer hier gedacht wird” meint, haben seine Worte für das von uns hier behandelnde Thema keine Relevanz.
7) Auf dem Moscheeplatz in Jerusalem sprach dann Joseph Ratzinger im Hinblick auf den “Felsendom”, der doch eine Moschee ist: “Ich bin sehr dankbar für die Einladung, diesen heiligen Ort zu besuchen”. “Dieser heilige Ort” stelle “einen Ansporn dar und fordert die Menschen guten Willens heraus, sich für die Überwindung von Missverständnissen und Konflikten vergangener Tage einzusetzen”. Aha, auch als Christ brauche man jetzt nach Ratzinger eine Moschee als einen “heiligen Ort”, um gottgewollt leben und handeln zu können - was für ein Kniefall vor dem Islam ...und Verrat an christlich-katholischer Glaubensüberzeugung. Ratzinger geht es doch nur darum, sich vor den Moslems (und an anderen Stellen vor den Juden) anzubiedern!
In dieser Ansprache sprach Ratzinger dann an zwei Stellen auch von Abraham, der doch von Christen, Moslems und Juden in ähnlicher Weise als “ein Mann des Glaubens” verehrt werde. Ja, er bezeichnete sich selbst ausdrücklich als einen “Sohn Abrahams”, “vergaß” dabei aber zu erwähnen, dass Jesus letztendlich nur denen die Legitimation zusprach, sich rechtens auf Abraham zu berufen, die an Ihn, Christus, glauben (vgl. Mt 3,9; Joh 8,33-47). Denn Abraham “freute sich darauf, Meinen Tag zu sehen. Er sah ihn und frohlockte” (Joh 8,56)!
In ähnlicher Weise sprach dann Ratzinger in dieser Ansprache von den Christen und Moslems als von denen, “die den einen Gott anbeten”. Und indem er dann am Schluss seiner Rede sowohl “den Allmächtigen (ein gerade im Islam sehr populäre Anrufung! - Anm. der Red.) demütig” bat, den Anwesenden “Frieden” zu schenken, als auch erwähnte, dass praktisch alle Anwesenden die Aufgabe hätten, “für den einen Gott Zeugnis abzulegen”, setzte er den Allah des Koran und den sich in Jesus Christus offenbarenden (Dreifaltigen!) Gott des Christentums als praktisch identisch voraus. Wieder eine niemals zulässige extreme Aufwertung des Islam bzw. seine geradezu stillschweigend-automatische Gleichstellung mit der christlichen Religion!
8) Ähnliches ist auch zu der folgenden Äußerung Ratzingers während der Begegnung mit den Organisationen für den interreligiösen Dialog zu sagen: “Mit Hilfe des Allmächtigen und von seiner Wahrheit erleuchtet, mögen Sie auch weiterhin mutig auf Ihrem Weg voranschreiten, indem sie all das achten, was uns unterscheidet, und all das fördern, was uns vereint als Geschöpfe, die den Wunsch haben, unseren Gemeinschaften und unserer Welt Hoffnung zu bringen. Möge Gott uns auf diesem Weg leiten!” Ein jeder Moslem und Jude, der diese Worte hört, fühlt sich im Islam bzw. im Judentum bestätigt und bestärkt! Und warum erwähnt Ratzinger hier mit keinem Wort Jesus Christus, dessen Kreuz und Auferstehung letztendlich allein “Hoffnung” für die Welt darstellen? Ist Ratzinger kein (überzeugter) Christ mehr? Wäre er ein solcher, hätte er - auch vor Andersdenkenden - wie der hl. Völkerapostel Paulus ausdrücklich von Jesus Christus, “der unsere Hoffnung ist”, gesprochen (1 Tim 1,1).
9) Dieselbe Christus hartnäckig verschweigende und das Judentum und den Islam bereitwillig anpreisende Linie verfolgte Ratzinger auch im Gebet, welches er, auf einem Zettel niedergeschrieben, an die Klagemauer des alten Jerusalemer Tempels heftete. Die deutsche Übersetzung (aus dem Englischen) ihres für uns hier relevanten ersten Teils lautet: “Gott aller Zeiten, bei meinem Besuch in Jerusalem, der “Stadt des Frieden’”, der in gleicher Weise geistigen Heimat für Juden, Christen und Moslems, bringe ich vor dich die Freuden, die Hoffnungen und die Sehnsüchte, die Plagen, das Leiden und den Schmerz aller deiner Völker überall in der Welt.”
Zwar sind alle Menschen von dem einen wahren Gott erschaffen worden - auf dieser Ebene, der Ebene der Schöpfungsordnung, können selbstverständlich alle Menschen als Kinder oder auch Völker Gottes bezeichnet werden. Nur spricht auf dem Hintergrund des von Benedikt XVI. auf seiner betreffenden Reise sonst Verlautbarten sehr vieles dafür, dass er den hier verwendeten Begriff “alle deine Völker” eben nicht in diesem weiteren Sinn verstanden wissen wollte. Man muss annehmen, dass er nicht nur die an Jesus Christus glaubenden und gültig getauften Christen, sondern darüber hinaus wie selbstverständlich auch die Juden und Moslems als “Kinder Gottes” im dem für die Christen allein zutreffenden engeren Sinn bezeichnen wollte. Und dies ohne dass diese letzteren an Christus glauben und getauft worden sind - Ratzinger bleibt seiner häretischen Linie einfach “treu”!
10) Beim Höflichkeitsbesuch bei den Großrabbinern von Jerusalem sprach Ratzinger zwar von der “Bereitschaft” der an bilateralen Gesprächen teilnehmenden jüdischen und christlichen “Delegierten, offen und geduldig nicht nur Punkte der Übereinstimmung, sondern auch die Differenzen zu besprechen”, erläuterte aber diese “Differenzen” in keinster Weise näher. Denn wenn er schon die Gemeinsamkeiten so ausführlich betont (so auch in dieser Rede), dann müsste er gerechterweise auch die “Differenzen” genauer erklären.
Weiter heißt es dann: “Heute habe ich die Gelegenheit zu wiederholen, dass die katholische Kirche sich unwiderruflich zu dem Weg verpflichtet hat, der auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil für eine echte und andauernde Versöhnung zwischen Christen und Juden gewählt wurde. Wie die Konzilserklärung Nostra Aetate klarstellt, schätzt die Kirche weiterhin das gemeinsame spirituelle Erbe der Christen und Juden. Sie strebt durch biblische und theologische Studien wie auch durch den brüderlichen Dialog ein immer tieferes Verständnis füreinander und den gegenseitigen Respekt an.”
Nun, haben Sie, verehrte Leser, schon einmal vernommen, dass ein hoher jüdischer Rabbiner in aller Öffentlichkeit etwa seinen tiefen “Respekt” vor dem christlichen Glauben oder seine Hochachtung vor den überlieferten Überzeugungen der katholischen Kirche als solcher ausgesprochen hätte? Haben Sie den Eindruck, dass es sich bei den medialen Wortmeldungen hochrangiger jüdischer Vertreter um einen wirklich “brüderlichen Dialog” handelt, in welchem auch die Juden auf die Christen inhaltlich zugehen, in welchem beide Seiten mehr oder weniger gleichrangig sind, in welchem sich keine der Seiten über die andere moralisch erhebt und dann nur noch Forderungen an die Gegenseite stellt? Mehr muss wohl zu diesen in einigen Bereichen letztendlich von der tatsächlich bestehenden Realität ablenkenden Worten Ratzingers nicht gesagt werden...
11) Während der Abschiedszeremonie im Innenhof des Präsidentenpalastes in Betlehem kam dann Benedikt XVI. endlich dazu, einen Satz zu formulieren, der auf den ersten Blick sehr katholisch zu klingen scheint: “Seit ich heute früh in Betlehem angekommen bin, hatte ich die Freude, mit einer großen Zahl von Gläubigen an dem Ort die Messe zu feiern, wo Jesus Christus, das Licht der Völker und die Hoffnung der Welt, geboren wurde”. Ist es denn nicht wunderbar und Ausdruck einer echten Rechtgläubigkeit, Jesus Christus in Anwesenheit des palästinensischen Präsidenten und einer Reihe anderer Moslems als “das Licht der Völker und die Hoffnung der Welt” zu bezeichnen?
Ja, das wäre es, wenn derselbe Joseph Ratzinger vorher nicht bei so vielen Gelegenheiten, wie oben ausführlich genug dargelegt, ganz anders gesprochen hätte! Er gleicht hier etwa einem Vater, der seine Kinder, die doch der ganzen Welt dafür bekannt sind, dass sie zum Beispiel mit dem 7. oder 8. Gebot Gottes überhaupt nichts am Hut haben und ständig dagegen verstoßen, unaufhörlich lobt und ihnen bei jeder sich nur bietenden Chance seine tiefe Bewunderung ausspricht, wie fromm, gewissenhaft und aufrichtig sie doch seien und wie sehr ihr Glaube fest und in Gott verwurzelt sei. Kann man dann einen solchen Vater allen Ernstes als einen höchst vorbildlichen Vater hinstellen, wenn er extrem selten oder vielleicht nur ein einiges Mal in der Gegenwart jener Kinder, und dazu auch noch nur so beiläufig, bemerkt, es würde das 7. oder 8. Gebot Gottes geben?
So klingen jene betreffenden Worte Benedikts XVI. über Jesus Christus ebenfalls nicht glaubwürdig. Interessant ist, dass an ihnen auch kein Jude oder Moslem in den Medien etwa im großen Stil Anstoß genommen hatte, was sicherlich passiert wäre, wie uns die Erfahrung lehrt, hätten sie seine Worte als für sich irgendwie gefährlich eingestuft.
12) Wie aber Joseph Ratzinger tatsächlich über die nichtchristlichen Religionen denkt, offenbarte er mit seinen Grußworten an die Religionslehrer von Galiläa. Darin grüßt er ausdrücklich “herzlich die Führer verschiedener Gemeinschaften, die hier anwesend sind, unter ihnen Christen, Muslime, Juden, Drusen und andere Gläubige”.
Nach dem Sprachgebrauch der Evangelien, ja des ganzen Neuen Testament wird die Bezeichnung “Gläubiger” nur im Hinblick auf einen Christen benutzt. Dem liegen die folgenden grundsätzlichen Worte Jesu zugrunde: “Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet werden; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden” (Mk 16,16). Hier aber bezieht Ratzinger diesen Terminus - wohl bewusst abweichend - auf alle Menschen, die nur irgendwie religiös sind, ohne Unterschied, woran auch immer sie “glauben”. Damit will er doch etwas aussagen...
Dann sprach er in derselben Rede dreimal davon, dass seine Zuhörer, die doch Angehörige verschiedener Religionen waren, “verschiedenen religiösen Traditionen” angehören würden. Wiederum: Unter Anspielung auf die verschiedenen apostolischen Messriten als den verschiedenen liturgischen Traditionen versteht man in der katholischen Kirche den Begriff “verschiedene Traditionen” verschiedene Ausdrucksweisen der einen und der selben Wahrheit.
Ratzinger als ehemaliger Theologieprofessor weiß doch sehr wohl um diesen Sachverhalt. Und wenn er dann den Begriff “verschiedene Traditionen” dennoch auf die verschiedensten nichtchristlichen Religionen ausweitet - “verschiedene religiöse Traditionen” halt -, dann nimmt er billigend in Kauf, dass seine Worte von den Zuhörern so verstanden werden, als ob das Judentum, Christentum, der Islam, die Religion der Drusen und “anderer Gläubigen” letztendlich doch nur alle gleich, alle nur das eine darstellen und lediglich die verschiedenen Ausdrucksweisen der einen und der selben Wahrheit sein würden. Zwar ist diese These heute sehr in Mode, leider auch unter vielen “Katholiken”; sie stellt aber dennoch letztendlich sogar die Apostasie, einen ganzheitlichen Glaubensabfall vom christlichen Glauben, dar, weil darin die Einzigartigkeit und heilsrelevante Bedeutung der Person und des Heilswirkens Jesu Christi geleugnet wird! Und Joseph Ratzinger macht sich dieser Sünde der Häresie bzw. Apostasie nicht nur mitschuldig, sondern er fördert sie mit seinen Worten und Taten sogar noch aktiv!
■ Bisweilen hört man seitens mancher offizieller Katholiken die These, ja, der “Papst” müsse halt so handeln und solche Kompromisse eingehen. Denn sonst würden ja von Seiten von Liberalen, Juden und Moslems wieder gehässige Medienkampagnen gestartet oder sogar Gewalttaten begangen, wie wir sie in der jüngeren Vergangenheit halt leider kennen lernen mussten. Nun, das mag sehr wohl so sein, davon muss man heutzutage fast schon ausgehen. Das zeigt aber zunächst auch an, mit welchen Kräften sich Ratzinger so sehr und um jeden Preis “verbrüdern” will...
Vor allem aber kann Ratzinger selbst nicht von der Verantwortung für die entstandene traurige Situation freigesprochen werden. Denn er war auf dem Vatikanum II. Peritus (Berater) des “progressiven” Kölner Kardinal Frings und somit als ein einflussreicher Theologe mitverantwortlich für viele der dort beschlossenen “Neuerungen”. Und wie er oben unter Bezugnahme auf Nostra Aetate selbst bestätigte, wurde auf diesem “Konzil” eindeutig ein neuer Kurs im Umgang mit nichtchristlichen Religionen eingeleitet. Seit der Zeit hat man zu den meisten der Irrtümer und Häresien nicht nur geschwiegen, sondern darüber hinaus vor jedem und allem nur noch seine tiefe Wertschätzung bekundet.
Und da die anderen gemerkt haben, dass die Katholiken nicht mehr für ihre Überzeugungen einstehen bzw. diese im Namen des “Ökumenismus” und des “interreligiösen Dialogs” sogar freiwillig aufgeben, haben sich die anderen halt daran gewöhnt, auf die Katholiken Druck auszuüben. Denn diese widersprechen ja da kaum bzw. stehen kaum zu ihren Überzeugungen, sondern entschuldigen sich dann noch mehr und bereitwilliger für alles, was man ihnen an angeblichen Bosheiten bisweilen noch so ungerecht oder übertrieben anlastet.
Jedenfalls stellen wir fest, dass sich Joseph Ratzinger auf seiner jüngsten Reise ins Heilige Land in keinster Weise so verhalten hat, wie es uns der hl. Petrus - unter Einwirkung des Heiligen Geistes! - vorgemacht hat. Er war nicht nur nicht willens, die günstige Gelegenheit beim Schopf zu packen und die anwesenden Nichtchristen (auf kluge diplomatische Weise) auf die einmalige heilsrelevante Bedeutung der Person und des Wirkens Jesu Christi hinzuweisen, sondern er hat diese Menschen in ihrer irrtümlichen nichtchristlichen religiösen Haltung praktisch sogar bestätigt und bestärkt! Somit hat er eindeutig sogar das Gegenteil davon getan und bewirkt, was er eigentlich hätte tun müssen, zumal er ja den Anspruch erhebt, Papst zu sein. Dabei hat er sich ganz klar von einem anderen Geist leiten lassen als vom Heiligen Geist, unter dessen Einwirkung man nur ein Zeugnis von Jesus Christus ablegen kann (vgl. Joh 15,26). Und dies haben ihm und uns die wahren Jünger Christi im Lauf der Geschichte immer wieder vorgelebt.
Ebenso “bringt” der Heilige Geist nach den Worten Jesu dem Ihn annehmenden Menschen “zum Bewusstsein”, “dass es eine Sünde gibt, eine Gerechtigkeit und ein Gericht: Eine Sünde, weil man an Mich nicht glaubt...” (Joh 16,8f). Benedikt XVI. missachtet dies komplett, ja verdreht sogar gänzlich die betreffenden moralischen Grundprinzipien. Indem er den Nichtchristen ohne sonstige fundamentale Kritik wiederholt und andauernd nur seine “Wertschätzung” (inklusive wohl auch für deren Ablehnung Jesu als des Erlösers) ausspricht, verkehrt er den Missionsauftrag Christi in sein Gegenteil. Mit der christlich-katholischen Lehre und Kirche hat dies nichts mehr zu tun - Joseph Ratzinger zeigt deutlich an, dass er nicht im Auftrag Jesu oder im Sinne Seiner Kirche handelt bzw. handeln will! Eine solche Person kann dann auch nicht ein rechtmäßiger katholischer Papst sein.
Zweifelsohne gibt es, wie praktisch überall, auch unter Juden und Moslems Menschen, die anständig sind und edle Ziele verfolgen. Mit ihnen kann und soll auch die katholische Kirche bei der Realisierung wichtiger innerweltlicher Ziele zusammenarbeiten. Da aber der Mensch nicht für diese irdische Welt allein geschaffen ist, darf gerade und besonders die Kirche Christi das ewige Heil der Menschen nicht außer Acht lassen oder verzichten, deutlich auf wichtige geistige Zusammenhänge hinzuweisen.
Somit darf sie aber auch auf keinen Fall die Predigt Jesu als des gekreuzigten Erlösers unterlassen, gerade denen gegenüber, die Ihn noch nicht erkannt und im Glauben angenommen haben: “Freilich gilt die Predigt vom Kreuz denen, die verlorengehen, als Torheit, uns aber, die gerettet werden, als Gottes Kraft. ... Weil nämlich die Welt mit ihrer Weisheit Gott in Seiner göttlichen Weisheit nicht angenommen hat, hat es Gott gefallen, durch eine Botschaft, die als töricht gilt, die zu retten, die daran glauben. Die Juden fordern Wunderzeichen, die Griechen suchen Weisheit. Wir aber predigen Christus, den Gekreuzigten: Für die Juden ein Ärgernis, für die Heiden eine Torheit; für die aber, die berufen sind, ob Juden oder Heiden, Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit.” (1 Kor 1,18-24)

P. Eugen Rissling

 


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